Forderungsverkauf erklärt: So sichern Sie sofortige Liquidität für Ihr Unternehmen

Das Konzept des Forderungsverkaufs (Factoring) visualisiert. Zwei Geschäftsleute geben sich in einem modernen Büro die Hand, während auf einem Tablet eine offene Forderung digital verkauft wird und Bargeld sowie digitale Euro-Symbole von einem Laptop mit Bank-Icon zu ihnen fließen. Ein Bildschirm im Hintergrund zeigt Grafiken zu Liquiditätswachstum und Risikoschutz.

Kennen Sie das Gefühl? Sie haben eine Dienstleistung erbracht oder eine Ware geliefert, die Rechnung ist gestellt, aber das Geld lässt auf sich warten. Lange Zahlungsziele binden wertvolles Kapital und bremsen Ihr Wachstum. Hier kommt der Forderungsverkauf, oft auch als Factoring bezeichnet, ins Spiel.

In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie durch den Verkauf offener Rechnungen Ihre Liquidität sofort verbessern, welche Formen es gibt und warum dieses Finanzierungsinstrument gerade für mittelständische Unternehmen (KMU) zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden kann.

Was ist Forderungsverkauf eigentlich?

Beim Forderungsverkauf tritt ein Unternehmen (der Gläubiger) seine offenen Forderungen aus Lieferungen und Leistungen an einen Dritten ab. Dieser Dritte ist meist ein spezialisiertes Finanzdienstleistungsinstitut, der sogenannte Factor.

Der Prozess ist denkbar einfach: Statt 30, 60 oder gar 90 Tage auf die Zahlung Ihres Kunden zu warten, „verkaufen“ Sie die Rechnung an den Factor. Dafür erhalten Sie den Großteil des Rechnungsbetrages (meist 80 bis 90 %) sofort ausgezahlt – oft innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Den Restbetrag erhalten Sie, sobald Ihr Kunde die Rechnung beglichen hat, abzüglich einer Gebühr.

Die drei Säulen des Factorings

Der Forderungsverkauf bietet mehr als nur schnelles Geld. Er setzt sich aus drei zentralen Dienstleistungen zusammen:

  1. Finanzierung: Sie erhalten sofortige Liquidität.
  2. Delkredere-Schutz: Der Factor übernimmt das Ausfallrisiko (bei echtem Factoring).
  3. Service: Übernahme des Debitorenmanagements inkl. Mahnwesen.

Warum Sie Forderungen verkaufen sollten: Die Vorteile

Viele Unternehmen nutzen den Forderungsverkauf als strategische Alternative zum klassischen Bankkredit. Denn die Vorteile wirken sich direkt auf die Stabilität und das Wachstum der Firma aus.

1. Sofortige Liquidität und Planungssicherheit

Der offensichtlichste Vorteil ist der schnelle Geldfluss. Weil Sie nicht mehr auf den Zahlungseingang warten müssen, können Sie eigene Verbindlichkeiten schneller begleichen, Skonti bei Lieferanten nutzen oder direkt in neue Projekte investieren.

2. Schutz vor Zahlungsausfällen

Ein Kunde wird insolvent? Beim echten Factoring ist das nicht mehr Ihr Problem. Da der Factor das Bonitätsrisiko (Delkredererisiko) übernimmt, ist Ihr Geld sicher. Das schützt Ihre Existenz vor Forderungsausfällen.

3. Bilanzoptimierung und Rating

Wer Forderungen verkauft, verkürzt seine Bilanzsumme. Die Forderungen verschwinden aus den Aktiva, und mit dem erhaltenen Geld können Verbindlichkeiten getilgt werden. Dadurch steigt rechnerisch die Eigenkapitalquote. Folglich verbessert sich oft das Rating bei Banken und Wirtschaftsauskunfteien.

Echtes vs. Unechtes Factoring: Wo liegt der Unterschied?

Wenn Sie sich für den Forderungsverkauf an Factoringanbieter interessieren, stoßen Sie unweigerlich auf diese zwei Begriffe. Die Unterscheidung ist essenziell für Ihr Risikomanagement.

  • Echtes Factoring: Hier kauft der Factor die Forderung inklusive des Ausfallrisikos. Wenn der Debitor (Ihr Kunde) zahlungsunfähig wird, müssen Sie das erhaltene Geld nicht zurückzahlen. Dies ist die in Deutschland gängigste Form.
  • Unechtes Factoring: Hierbei wird die Forderung nur beliehen. Das bedeutet, das Ausfallrisiko verbleibt bei Ihnen. Zahlt der Kunde nicht, holt sich der Factor das Geld von Ihnen zurück. Diese Form dient rein der Finanzierung, bietet aber keine Sicherheit.

Forderungsverkauf vs. Inkasso: Eine wichtige Abgrenzung

Oft werden Forderungsverkauf und Inkasso verwechselt, obwohl es sich um völlig unterschiedliche Situationen handelt.

  • Factoring (Forderungsverkauf): Sie verkaufen frische, noch nicht fällige Rechnungen. Die Kundenbeziehung ist intakt. Ziel ist Liquiditätsgewinnung.
  • Inkasso: Hier geht es meist um überfällige Forderungen. Der Kunde ist bereits im Zahlungsverzug. Ziel ist das Eintreiben von Schulden.

Merke: Factoring ist ein Finanzierungsinstrument für gesundes Wachstum, während Inkasso ein Werkzeug des Krisenmanagements ist.

Kosten und Nachteile: Was Sie beachten müssen

Natürlich ist der Service nicht umsonst. Die Kosten beim Forderungsverkauf setzen sich in der Regel aus einer Factoring-Gebühr (für den Service und das Risiko) und Zinsen (für die Vorfinanzierung) zusammen.

Zudem sollten Sie bedenken:

  • Kundenbeziehung: Beim sogenannten „offenen Verfahren“ erfährt Ihr Kunde vom Verkauf der Forderung. Dies ist heute branchenüblich, jedoch sollten Sie Ihre Kunden vorab transparent informieren.
  • Marge: Die Gebühren schmälern Ihre Gewinnmarge geringfügig. Dennoch kann sich dies durch die Nutzung von Skonti auf der Einkaufsseite oft wieder amortisieren.

Fazit: Ist der Verkauf von Forderungen für Sie sinnvoll?

Der Forderungsverkauf ist längst nicht mehr nur Großkonzernen vorbehalten. Auch für KMU, Freelancer und Start-ups ist es ein mächtiges Werkzeug, um den Cashflow zu stabilisieren.

Wenn Sie lange Zahlungsziele gewähren müssen, schnell wachsen wollen oder sich vor Zahlungsausfällen schützen möchten, ist Factoring eine ideale Lösung. Sie tauschen unsichere Außenstände gegen sichere Liquidität – und gewinnen so die Freiheit, sich voll auf Ihr Kerngeschäft zu konzentrieren.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Forderungsverkauf

Für welche Unternehmen eignet sich der Forderungsverkauf?

Grundsätzlich ist der Forderungsverkauf für fast alle Unternehmen geeignet, die Leistungen an gewerbliche Kunden (B2B) erbringen. Besonders sinnvoll ist er für Firmen, die lange Zahlungsziele gewähren müssen oder stark wachsen wollen. Ob Handwerk, Dienstleistung oder Produktion: Sobald Sie Rechnungen schreiben und Liquidität benötigen, ist Factoring eine Option. Auch für Start-ups und KMU gibt es mittlerweile spezialisierte Anbieter, die auch bei kleineren Umsätzen Lösungen anbieten.

Mit welchen Kosten muss ich beim Forderungsverkauf rechnen?

Die Kosten setzen sich meist aus zwei Bausteinen zusammen: der Factoring-Gebühr (für Service und Risikoübernahme) und dem Zins (für die Vorfinanzierung). Die Gebühr liegt häufig zwischen 0,5 % und 3 % des Bruttorechnungsbetrags, abhängig von Ihrer Branche, dem Jahresumsatz und der Bonität Ihrer Kunden. Verglichen mit Skonto-Erträgen, die Sie durch die gewonnene Liquidität bei Ihren eigenen Lieferanten erzielen können, rechnen sich diese Kosten oft schnell.

Erfahren meine Kunden, dass ich die Forderung verkauft habe?

Das hängt von der gewählten Art des Factorings ab. Beim in Deutschland üblichen „Offenen Factoring“ wird der Kunde informiert und zahlt direkt an den Factor. Das ist mittlerweile ein Qualitätsmerkmal und völlig branchenüblich. Möchten Sie dies jedoch nicht, können Sie das „Stille Factoring“ wählen. Hierbei erfährt der Kunde nichts von dem Verkauf und zahlt weiterhin auf Ihr Konto (welches oft treuhänderisch verwaltet wird). Diese Variante setzt meist eine sehr hohe eigene Bonität voraus.

Muss ich immer alle Rechnungen verkaufen?

Nein, Sie müssen nicht zwangsläufig Ihren gesamten Umsatz abtreten. Viele Anbieter ermöglichen das sogenannte „Ausschnittsfactoring“. Hierbei wählen Sie gezielt bestimmte Kunden oder Kundengruppen aus, deren Forderungen Sie verkaufen möchten. Das gibt Ihnen die volle Flexibilität, das Factoring nur dort einzusetzen, wo es strategisch am sinnvollsten ist – beispielsweise bei Kunden mit sehr langen Zahlungszielen.

Wie schnell erhalte ich mein Geld nach dem Verkauf?

Geschwindigkeit ist der größte Vorteil dieses Modells. In der Regel überweist der Factor den vereinbarten Betrag (meist 80 bis 90 % der Rechnungssumme) innerhalb von 24 bis 48 Stunden nach Einreichung der Rechnungskopie. Den restlichen Einbehalt (Sperrbetrag) erhalten Sie, sobald Ihr Kunde die Rechnung beim Factor vollständig beglichen hat.

Was passiert, wenn mein Kunde die Rechnung nicht bezahlt?

Das kommt darauf an, ob Sie sich für Echtes oder Unechtes Factoring entschieden haben. Beim Echten Factoring sind Sie auf der sicheren Seite: Der Factor hat das Ausfallrisiko übernommen. Zahlt der Kunde mangels Masse (Insolvenz) nicht, müssen Sie das erhaltene Geld nicht zurückzahlen. Beim Unechten Factoring hingegen tragen Sie das Risiko weiter. Zahlt der Kunde nicht, holt sich der Factor die bevorschusste Summe von Ihnen zurück.

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