In diesem Artikel beleuchten wir detailliert die Factoring Vorteile und Nachteile, damit Sie entscheiden können, ob dieses Finanzierungsinstrument der richtige Turbo für Ihr Unternehmen ist.
Was ist Factoring eigentlich?
Bevor wir tief in die Analyse einsteigen, kurz zur Definition: Beim Factoring verkaufen Sie Ihre offenen Forderungen (Rechnungen) an einen Finanzdienstleister, den sogenannten Factor. Anstatt wochenlang auf das Geld Ihres Kunden zu warten, überweist Ihnen der Factor den Rechnungsbetrag (abzüglich einer Gebühr) meist innerhalb von 24 bis 48 Stunden.
Somit wandeln Sie Außenstände sofort in liquide Mittel um. Doch ist das immer sinnvoll? Schauen wir uns die beiden Seiten der Medaille an.
Die Factoring Vorteile im Detail

Warum entscheiden sich immer mehr Mittelständler für den Forderungsverkauf? Die Gründe sind vielfältig. Hier sind die wichtigsten Argumente, die für diese Finanzierungsform sprechen.
1. Sofortige Liquidität und Planungssicherheit
Der wohl stärkste der Factoring Vorteile ist der sofortige Zufluss von Bargeld. Sobald Sie die Rechnung an den Factor übermitteln, erhalten Sie Ihr Geld. Sie müssen nicht mehr bangen, wann und ob der Kunde zahlt.
- Das Ergebnis: Sie können eigene Verbindlichkeiten, Löhne und Lieferanten pünktlich bezahlen. Ihre Planungssicherheit steigt enorm.
2. Schutz vor Zahlungsausfällen (Delkrederefunktion)
Beim sogenannten echten Factoring übernimmt der Factor das Ausfallrisiko (die sogenannte Delkrederefunktion). Geht Ihr Kunde pleite oder kann er schlichtweg nicht zahlen, ist das nicht mehr Ihr Problem.

- Der Vorteil: Ihr Geld ist sicher. Dieser Schutz wirkt wie eine Versicherung gegen Forderungsausfälle und schützt Ihre Existenz.
3. Bilanzverkürzung und besseres Rating
Da Sie Ihre Forderungen verkaufen, verschwinden diese aus Ihrer Bilanz. Gleichzeitig nutzen Sie die gewonnene Liquidität, um eigene Verbindlichkeiten zu tilgen.
- Der Effekt: Die Bilanzsumme sinkt, während das Eigenkapital prozentual steigt (Eigenkapitalquote). Eine höhere Eigenkapitalquote führt oft zu einem besseren Rating bei Banken und somit zu günstigeren Kreditkonditionen.
4. Nutzung von Skonto-Vorteilen
Da Sie dank Factoring immer flüssig sind, können Sie bei Ihren eigenen Lieferanten als Barzahler auftreten. Dadurch nutzen Sie Skonto-Ziehungen (oft 2 bis 3 %) konsequent aus.
- Die Rechnung: Oft sparen Unternehmen durch die Ausnutzung von Skonti mehr Geld ein, als das Factoring an Gebühren kostet. Somit finanziert sich das Instrument quasi von selbst.
5. Entlastung der Buchhaltung
Viele Factoring-Anbieter übernehmen auch das Debitorenmanagement inklusive Mahnwesen für Sie. Das bedeutet weniger Papierkram für Ihre Mitarbeiter.
- Die Folge: Sie sparen Personalkosten oder können Ihre Ressourcen produktiver für das Kerngeschäft einsetzen, statt Mahnungen zu schreiben.
Die Factoring Nachteile: Was spricht dagegen?
Wo Licht ist, ist auch Schatten. Um eine fundierte Entscheidung zu treffen, müssen Sie auch die Kehrseite kennen.
1. Die Kosten
Factoring ist eine Dienstleistung, und die kostet Geld. Die Factoring-Gebühr (meist zwischen 0,5 % und 2,5 % vom Umsatz) und Zinsen fallen an.
- Der Aspekt: Für Unternehmen mit sehr starken Margen ist das kein Problem. Bei Margen-schwachen Geschäftsmodellen muss jedoch genau gerechnet werden, ob sich der Verkauf lohnt.
2. Eingriff in die Kundenbeziehung
Beim offenen Factoring erfährt Ihr Kunde, dass Sie die Forderung verkauft haben. Er muss den Betrag direkt an den Factor überweisen.
- Das Risiko: Manche Kunden könnten dies fälschlicherweise als Zeichen von Finanzschwäche deuten. Allerdings ist Factoring heute in vielen Branchen Standard und gilt eher als Zeichen für professionelles Finanzmanagement.
3. Nicht für alle Branchen geeignet
Factoring-Gesellschaften prüfen Ihre Kunden (Debitoren) genau. Wenn Sie viele Privatkunden (B2C) mit Kleinstbeträgen haben oder Kunden mit schlechter Bonität, wird der Factor diese Forderungen oft ablehnen. Auch komplexe Werkverträge im Bauwesen sind oft schwer „factorable“.
Echtes vs. Unechtes Factoring: Ein wichtiger Unterschied
Wenn Sie nach Factoring Vorteilen suchen, müssen Sie zwischen zwei Varianten unterscheiden:
- Echtes Factoring: Hier geht das Ausfallrisiko komplett auf den Factor über. Das ist die gängigste Form in Deutschland und bietet die höchste Sicherheit.
- Unechtes Factoring: Hier erhalten Sie zwar sofort Geld, aber wenn der Kunde nicht zahlt, müssen Sie den Betrag an den Factor zurückzahlen. Das Risiko bleibt also bei Ihnen.
Fazit: Ist Factoring die Lösung für Sie?
Zusammenfassend lassen sich die Factoring Vorteile nicht von der Hand weisen: Schnelle Liquidität, Schutz vor Ausfällen und eine bessere Bilanzoptik sind starke Argumente. Besonders für wachsende Unternehmen, die hohe Vorfinanzierungskosten haben, ist es ein mächtiges Werkzeug.
Dennoch sollten Sie die Kosten genau kalkulieren. Nutzen Sie die gewonnene Liquidität, um Skonti bei Lieferanten zu ziehen, rechnet sich das Modell meistens.
Nächster Schritt: Analysieren Sie Ihre aktuelle Außenstandsquote. Wenn Sie regelmäßig länger als 30 Tage auf Geld warten, sollten Sie ein unverbindliches Angebot eines Factoring-Dienstleisters einholen.
Häufige Fragen (FAQ) zu Factoring
Hier finden Sie Antworten auf die wichtigsten Fragen. Diese sind kurz und prägnant gehalten, um Ihnen einen schnellen Überblick zu verschaffen.
Die wichtigsten Vorteile sind die sofortige Liquidität (Geldfluss innerhalb von 24-48 Stunden), der vollständige Schutz vor Zahlungsausfällen (beim echten Factoring) sowie eine Verbesserung der Eigenkapitalquote in der Bilanz. Zudem wird das Mahnwesen oft ausgelagert.
Factoring lohnt sich besonders für Unternehmen im B2B-Bereich, die lange Zahlungsziele gewähren müssen, aber selbst schnell Liquidität benötigen. Start-ups, Wachstumsunternehmen sowie der klassische Mittelstand profitieren am meisten davon, sofern die Margen die Gebühren decken.
Die Kosten setzen sich meist aus einer Factoring-Gebühr (ca. 0,1 % bis 2,5 % des Umsatzes) und einem Zins für die vorfinanzierte Zeit zusammen. Die genaue Höhe hängt von der Bonität, dem Jahresumsatz und der Anzahl der Rechnungen ab.
Beim echten Factoring übernimmt der Factor das Delkredere-Risiko. Zahlt der Kunde nicht, behält das Unternehmen trotzdem das Geld. Beim unechten Factoring verbleibt das Ausfallrisiko beim Unternehmen; fällt die Zahlung aus, muss der Vorschuss an den Factor zurückgezahlt werden.
Beim sogenannten „offenen Factoring“ werden die Kunden informiert und zahlen direkt an den Factor. Beim „stillen Factoring“ bleibt der Forderungsverkauf unsichtbar. Der Kunde zahlt auf ein Konto, das zwar Ihnen gehört, aber an den Factor verpfändet ist.
Factoring ist flexibler als ein Bankkredit, da das Finanzierungsvolumen automatisch mit dem Umsatz wächst („umsatzkongruente Finanzierung“). Zudem sind keine dinglichen Sicherheiten (wie Immobilien) nötig. Es ist jedoch oft etwas teurer als ein klassischer, günstig verzinster Bankkredit.