Factoring einfach erklärt: Definition, Ablauf & Vorteile für Unternehmen

Liquidität ist der Treibstoff für jedes Unternehmen. Doch lange Zahlungsziele von Kunden können diesen Fluss ins Stocken bringen. Hier kommt Factoring ins Spiel. In diesem Artikel erfahren Sie alles, was Sie über den Forderungsverkauf wissen müssen: Wie es funktioniert, was es kostet und für wen es sich wirklich lohnt.

Was ist Factoring? (Definition)

Factoring ist eine Finanzdienstleistung, bei der ein Unternehmen seine offenen Forderungen (Rechnungen) an ein Finanzinstitut (den sogenannten Factor) verkauft.

Anstatt 30, 60 oder 90 Tage darauf zu warten, dass der Kunde bezahlt, erhält das Unternehmen das Geld vom Factor meist innerhalb von 24 bis 48 Stunden. Im Gegenzug behält der Factor eine Gebühr ein.

Das Ziel ist klar: Sofortige Liquidität und Schutz vor Zahlungsausfällen.

Die 3 Parteien beim Factoring

  1. Der Factoring-Kunde (Anschlusskunde): Das Unternehmen, das die Leistung erbringt und die Rechnung verkauft.
  2. Der Debitor: Der Abnehmer/Kunde, der die Rechnung begleichen muss.
  3. Der Factor: Das Finanzdienstleistungsinstitut, das die Forderung ankauft.

Da Factoring in Deutschland als Finanzdienstleistung gilt, unterliegen seriöse Anbieter der Aufsicht durch die BaFin.

Wie funktioniert Factoring? (Ablauf in 5 Schritten)

Der Prozess ist standardisiert und digital meist sehr effizient abgebildet:

  1. Leistungserbringung: Sie liefern Ihre Ware oder Dienstleistung an den Kunden.
  2. Rechnungsstellung: Sie erstellen die Rechnung wie gewohnt und senden sie an den Kunden (mit einem Vermerk, dass die Forderung an den Factor abgetreten wurde).
  3. Verkauf: Sie übermitteln den Datensatz der Rechnung an den Factor.
  4. Sofortauszahlung: Der Factor überweist Ihnen sofort ca. 80% bis 90% der Bruttorechnumgssumme.
  5. Restbetrag: Sobald der Kunde (Debitor) an den Factor zahlt, erhalten Sie den einbehaltenen Restbetrag (Sperrbetrag) abzüglich der Factoring-Gebühren.
Funktionsweise von Factoring einfach dargestellt.

Die wichtigsten Factoring-Arten im Überblick

Nicht jedes Factoring ist gleich. Man unterscheidet hauptsächlich nach der Risikoübernahme und der Sichtbarkeit.

1. Echtes vs. Unechtes Factoring (Das Risiko)

Dies ist die wichtigste Unterscheidung für Ihre Bilanz und Sicherheit.

  • Echtes Factoring (Non-Recourse): Der Factor übernimmt das Delkredererisiko (Ausfallrisiko). Zahlt der Kunde nicht, weil er insolvent ist, dürfen Sie das Geld trotzdem behalten. Dies ist die in Deutschland gängigste Form.
  • Unechtes Factoring (Recourse): Das Ausfallrisiko verbleibt bei Ihnen. Zahlt der Kunde nicht, müssen Sie das Geld an den Factor zurückzahlen. Dies ist im Prinzip nur ein Kredit.

2. Offenes vs. Stilles Factoring (Die Sichtbarkeit)

  • Offenes Factoring: Der Debitor wird informiert, dass die Forderung verkauft wurde. Er zahlt direkt an den Factor.
  • Stilles Factoring: Der Kunde erfährt nichts vom Verkauf. Er zahlt auf ein Konto, das zwar Ihnen „gehört“, aber an den Factor verpfändet ist. Dies wird oft genutzt, um Kundenbeziehungen nicht zu irritieren.

Vor- und Nachteile beim Forderungsverkauf

Ist der Forderungsverkauf die richtige Lösung für Ihr Business? Hier ist der direkte Vergleich.

Vorteile (Pro)Nachteile (Contra)
Sofortige Liquidität: Geld ist sofort auf dem Konto, reinvestierbar für Wachstum.Kosten: Gebühren schmälern die Marge.
Ausfallschutz: Beim echten Factoring sind Sie 100% gegen Forderungsausfall versichert.Abhängigkeit: Man bindet sich vertraglich an den Factor (meist 1-2 Jahre).
Bilanzverkürzung: Durch den Verkauf verschwinden Forderungen aus der Bilanz, die Eigenkapitalquote steigt (besseres Bank-Rating).Kundenbeziehung: Beim offenen Factoring tritt ein Dritter an Ihre Kunden heran.
Entlastung Buchhaltung: Der Factor übernimmt oft das Mahnwesen und Debitorenmanagement.Eignung: Nicht alle Branchen (z.B. Bauwesen mit VOB) werden akzeptiert.

Was kostet Factoring?

Die Kosten setzen sich meist aus zwei bis drei Komponenten zusammen:

  1. Factoring-Gebühr: Deckt den Verwaltungsaufwand und das Ausfallrisiko (ca. 0,1 % bis 1,5 % vom Umsatz).
  2. Zins: Ein Zins für den Zeitraum, in dem der Factor das Geld vorstreckt (orientiert sich meist am EURIBOR + Aufschlag).
  3. Prüfgebühren: Kosten für die Bonitätsprüfung neuer Debitoren.

Faustformel: Oft sind die Kosten vergleichbar mit Skonto. Wenn Sie durch die gewonnene Liquidität bei Ihren eigenen Lieferanten Skonto ziehen können, ist Factoring oft kostenneutral.

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Gebühren: 200 €
Restauszahlung: 800 €

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Für wen lohnt sich Factoring?

Früher nur ein Thema für Konzerne, ist Factoring heute für den Mittelstand (KMU) und sogar Freelancer attraktiv.

Es ist besonders geeignet für Unternehmen, die:

  • Lange Zahlungsziele gewähren müssen.
  • Stark wachsen und den Wareneinkauf vorfinanzieren müssen.
  • Eine professionelle Absicherung gegen Zahlungsausfälle suchen.
  • Ihre Eigenkapitalquote für ein besseres Bankenrating optimieren wollen.

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Was ist Factoring?

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Häufige Fragen (FAQ)

Was ist Factoring genau?

Factoring ist der Verkauf von offenen Forderungen. Sie haben eine Rechnung an einen Firmenkunden gestellt, wollen aber nicht warten, bis dieser zahlt. Sie verkaufen die Rechnung an einen Dienstleister (den Factor). Dieser überweist Ihnen das Geld sofort. Später holt sich der Factor das Geld von Ihrem Kunden zurück.

Was kostet Factoring?

Die Kosten setzen sich meist aus einer Factoring-Gebühr (ca. 0,5 % bis 2,5 % vom Umsatz) und einem Zins für die Vorfinanzierung zusammen. Wichtig: Oft ist Forderungsverkauf kostenneutral. Warum? Weil Sie durch das sofortige Geld bei Ihren eigenen Lieferanten Skonto ziehen können. Die Skonto-Ersparnis deckt oft die Gebühren.

Was passiert, wenn mein Kunde die Rechnung nicht bezahlt?

Das ist der größte Vorteil beim sogenannten echten Factoring. Wenn Ihr Kunde pleitegeht (insolvent ist), müssen Sie das Geld nicht zurückzahlen. Der Factor trägt den Schaden zu 100 %. Sie sind also gegen Zahlungsausfälle versichert.

Für welche Unternehmen lohnt sich Factoring?

Es lohnt sich vor allem für Unternehmen im B2B-Bereich (Geschäfte mit Firmenkunden), die lange Zahlungsziele gewähren (30 bis 90 Tage). Branchenschwerpunkte sind oft: Dienstleistung, Handel, Produktion, Personaldienstleister und Handwerk. Auch für Freelancer gibt es mittlerweile Angebote.

Was ist der Unterschied zu einem Bankkredit?

Ein Kredit ist eine feste Summe, die Sie aufnehmen. Factoring wächst mit Ihrem Umsatz mit (umsatzkongruente Finanzierung). Je mehr Rechnungen Sie schreiben, desto mehr Geld bekommen Sie. Zudem verlangt die Bank oft dingliche Sicherheiten (z. B. Immobilien), die beim Forderungsverkauf nicht nötig sind.

Merken meine Kunden, dass ich Factoring nutze?

Das entscheiden Sie.
Beim offenen Verfahren sieht der Kunde auf der Rechnung eine neue Bankverbindung und einen Abtretungsvermerk. Das ist heute völlig normal.
Beim stillen Verfahren erfährt der Kunde nichts davon. Er zahlt auf ein Konto, das Ihnen gehört, aber im Hintergrund an den Factor verpfändet ist.

Wie schnell ist das Geld auf meinem Konto?

Sehr schnell. Sobald Sie die Rechnung digital an den Factor übermittelt haben, wird die Summe meist innerhalb von 24 Stunden angewiesen. Oft haben Sie das Geld also schon am nächsten Werktag.

Gibt es einen Mindestumsatz für Factoring?

Früher ja, heute kaum noch.
Klassisches Factoring: Oft ab ca. 100.000 € bis 250.000 € Jahresumsatz.
Online- / Einzelfactoring: Hier können Sie auch einzelne Rechnungen ab 500 € verkaufen. Das nutzen oft Startups und Selbstständige.

Habe ich durch Factoring mehr oder weniger Arbeit?

In der Regel weniger Arbeit. Der Factor übernimmt oft das komplette Debitorenmanagement für Sie. Das heißt: Der Factor prüft die Bonität Ihrer Kunden und schreibt sogar Mahnungen, wenn diese zu spät zahlen. Das entlastet Ihre Buchhaltung enorm.

Was sind die Nachteile von Factoring?

Der Hauptnachteil sind die Kosten, die Ihre Gewinnmarge etwas schmälern. Zudem binden Sie sich vertraglich meist für 12 bis 24 Monate an einen Anbieter. Nicht alle Kunden (z. B. Privatpersonen) sind für Factoring geeignet.

Fazit

Factoring ist ein mächtiges Instrument zur Finanzierung und Risikominimierung. Es verwandelt Außenstände sofort in Cash und schützt vor der Insolvenz von Kunden. Wer bereit ist, einen kleinen Teil der Marge abzugeben, erhält im Gegenzug Planungssicherheit und sofortigen Handlungsspielraum.

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